Pflegewissenschaft stärken - Impulse für die pflegewissenschaftliche Weiterentwicklung an Universitätskliniken

Strategien für akademische Exzellenz, klinische Wirkung und strukturelle Verankerung

Executive Summary

Pflegewissenschaft ist eine zentrale Voraussetzung für eine evidenzbasierte, zukunftsfähige und qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung. In vielen Ländern ist sie strukturell in der Universitätsmedizin verankert – in Deutschland hingegen bislang nur punktuell. Es fehlen klinisch angebundene Professuren, strukturierte Forschungsprogramme sowie durchlässige, systematische Karrierewege für hochschulisch qualifizierte Pflegefachpersonen. Ihr Potenzial bleibt weitgehend ungenutzt.

Vor diesem Hintergrund beauftragte der VPU das Netzwerk Pflegewissenschaft und Praxisentwicklung im VPU ein Impulspapier zu erarbeiten, welches jüngste nationale Positionen aus drei aktuellen Schlüsselpublikationen (Deutsche Gesellschaft für Pflegewissenschaft e.V., 2025; Deutsche Hochschulmedizin, 2025; Müller, Köpke, & Meyer, 2025) zusammenfasst und ordnet sie aus Perspektive von 24 Pflegewissenschaftler:innen aus verschiedenen Universitätskliniken und Medizinischen Hochschulen ein. Es wird ergänzt durch deren strategische Überlegungen und Praxiserfahrungen und dient als Grundlage für die interne Diskussion. Ziel ist es, den aktuellen Diskurs aufzugreifen und Impulse dafür zu geben, wie Pflegewissenschaft an Universitätskliniken weiter gezielt gestärkt und nachhaltig verankert werden kann.

Fünf strategische Handlungsfelder stehen im Fokus:

  1. Qualifizierung und Karrierewege: Entwicklung durchlässiger akademischer Laufbahnen von Bachelor bis Habilitation, Etablierung von Clinician-Scientist-Modellen, Mentoringstrukturen und wissenschaftlichen Leitungsfunktionen.
  2. Forschung in der klinischen Praxis: Aufbau forschungsfördernder Strukturen, Förderung interprofessioneller Kooperationen, Entwicklung einer nationalen Forschungsagenda (Müller et al., 2025).
  3. Sichtbarkeit und Kommunikation: Strategische Öffentlichkeitsarbeit, interne wie externe Kommunikation wissenschaftlicher Beiträge (Deutsche Gesellschaft für Pflegewissenschaft e.V., 2025).
  4. Politische und hochschulpolitische Verankerung: Rechtliche Absicherung erweiterter pflegerischer Rollen, Repräsentanz in Gremien, Aufbau von Leitungspositionen (Deutsche Hochschulmedizin, 2025).
  5. Implementierung neuer Rollen: Einführung und Evaluation neuer Rollen (z. B. Advanced Pracitce Nurse (APN)), Entwicklung klinischer Einsatzprofile für hochschulisch qualifizierter Pflegefachpersonen in der klinischen Pflege (Müller et al., 2025).

Universitätskliniken können durch den gezielten Ausbau der Pflegewissenschaft nicht nur Versorgungsqualität und Innovation stärken, sondern sich auch als Exzellenzstandorte für eine interprofessionelle, forschungsgeleitete Gesundheitsversorgung positionieren.

Artikel zum Impulspapier in der Springer Pflegezeitschrift